Wenn ich  meinen Geburtsort einzutragen habe, reicht die Zeile nie: K a r l - M a r x - S t a d t ,   j e t z t   C h e m n i t z. Als deutsch-syrisches Joint Venture gilt die erste Frage oft meinem Namen: Ugarit (das O wurde durch das französische Protektorat gestiftet) ist der Name einer alten Stadt nicht weit von Latakia, die jetzt in Ruinen liegt und für die Eintritt zu zahlen ist. Der kleine Museumsshop lebt von dem bescheidenen archäologischen Ruhm, den dieser Flecken uralte Erde trägt, da dort das erste Alphabet unserer Geschichte gefunden wurde.

 

Mein Studium der Physik, Geophysik und des Budo fand in Chemnitz, Newcastle upon Tyne und Leipzig statt. Ansonsten kann ich fette Katzen malen (hervorragend), Bäume veredeln, unterirdische Hohlräume suchen (nicht so schlecht) und zuhören (immer besser). Nicht zuletzt prägt mich unsere wunderbare Firma, mit der wir seit 1998 Tagungen organisieren – das sind vor allem 20.000 Leute aus 100 Ländern, die sich friedlich austauschen, exzellente Wissenschaft leisten, sich in die Augen schauen und Kaffee trinken; wie kostbar in diesen Zeiten.

So inspiriert von Kunst, Geschichte und Wissenschaft begann ich zu ahnen, dass ich nichts besser kann als schreiben, obgleich es schon so unendlich viele hervorragende Autorinnen und Autoren gibt. Ich musste mir den Mut antrainieren, die Feder nicht einfach wieder hinzulegen. Was ich außerdem vom Studium des Budo lernen durfte: Mich zu meinen Quellen zu bekennen, stolz zu sein auf meine Lehrer.

 

Und wie ich Sprache liebe! Der großartige Drehbuchlehrer Sidney Lumet hat es auf den Punkt gebracht: Schreiben ist wie das Klettern auf einer Leiter – unten liegen die Kraftausdrücke, die bösen F-Worte, die zerbrochenen Ringe. In der Mitte ist alles richtig , hier herrschen akademische und politische Korrektheit; und oben, auf der letzten Sprosse, wird gefragt nach Liebe, Leben, Tod und Sinn. Wer gut schreiben will, muss mutig hoch und runter – die ganze Leiter. Oder, wie es John Voraus sagt in "Handwerk Humor": Gutes Schreiben folgt drei Regeln –

1. nicht langweilen, 2. nicht langweilen und 3., ganz wichtig: nicht langweilen.